
Begegnet im Café Kornsilo, Mühle Tiefenbrunnen
Jean-Pierre Dovat – Ästhetik, Erfahrung und Inspiration über Kontinente hinweg
Schon früh zog es den gebürtigen Lausanner in die Welt hinaus. Nach seiner Ausbildung in der Heimatstadt und an der Royal Academy of Art in London gehörte er zur Swiss Design Bewegung und arbeitete anschliessend als Assistent des legendären Teo Jakob in Bern. In den frühen 1980er-Jahren wirkte er gemeinsam mit Ivano Colombo beim Aufbau des Zürcher Möbelgeschäfts Neumarkt mit – ein Name, der für zeitgenössisches Design steht. Was der Designer heute macht und welchen Bezug er noch immer zum Seefeld hat, erfahren Sie in unserem Interview.
Text: Zoran Bozanic
Private Residenz in Bangkok, 2024
Design mit Seele und Charakter
Auch die Zürcher Boutique-Königin Trudy Götz vertraute auf sein Gespür. Für ihre Modeimperien – unter anderem Armani und Jil Sander – entwarf Dovat zahlreiche Boutiquen und verwandelte Räume in echte Erlebnisse. In dieser Zeit hatte er ein feines Gespür dafür, Trends aufzunehmen und eigene, prägnante Stilrichtungen zu schaffen, die seine Handschrift unverkennbar machten.
«Meine Kunden verdienen Räume mit Seele – Orte, in denen hochwertiges Design und sorgfältig ausgewählte Materialien lebendig werden und Geschichten erzählen.»
Lancierung von zwei Duftlinien
Doch Dovat blieb nicht bei Mode und Möbeln stehen. 1975 gründete er in Zürich sein eigenes Unternehmen und lancierte mit «Les Quatre Saisons» und «Les Eaux des Mois» zwei Duftlinien, die weit über die Schweiz hinaus Beachtung fanden. 1980 war er Teil der Ausstellung 2000 Years of Perfumery in Grasse, Frankreich – eine Bühne, auf der er Parfum als Kunstform inszenierte. Parallel dazu realisierte er Möbel- und Interiorprojekte in Europa und den USA, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem britischen Star-Designer David Hicks.
1991 gründete er in New York die Marke Dovastyle, mit der er über ein Jahrzehnt lang anspruchsvolle Innenarchitektur und Möbelentwürfe realisierte. Seine Projekte verbanden europäische Eleganz mit internationalem Flair – eine Handschrift, die ihn bis heute prägt. Neben seinen Interior- und Möbeldesign-Projekten entwarf Dovat gemeinsam mit dem renommierten Zürcher Modemacher Hannes B. einige exklusive Kleidungsstücke, die seinen Sinn für Ästhetik und Materialität auf die Mode übertrugen.
Kreativität ist kein Beruf, sondern eine Haltung!
Seit den 1970er-Jahren reiste Dovat regelmässig nach Asien. 2004 führte ihn eine Reise auf dem Mekong nach Luang Prabang in Laos, wo er die Firma Inthado gründete. Ziel: Häuser im UNESCO-geschützten Kolonialstil zu entwickeln, die Tradition und Moderne in Einklang bringen.
Und doch – bei aller Weltläufigkeit – bleibt Zürich für ihn ein Ort der Verbundenheit. Zu Beginn seiner Karriere lebte er im Seefeld, einem Quartier, das er bis heute gerne besucht. Besonders gerne kehrt er ins Toto zurück – ein Ort, an dem er alte Bekannte trifft und Geschichten aus der Vergangenheit wieder aufleben. Auch die Galerien, Restaurants und natürlich die Seepromenade ziehen ihn immer wieder an. Die bunte, vielfältige und kosmopolitische Entwicklung des Viertels freut ihn sehr. Viele seiner Weggefährten sind hier geblieben, und so findet auch er stets den Weg zurück. Als wir ihn in der Mühle Tiefenbrunnen treffen, erzählt er bei einem Kaffee von den prägenden Etappen seiner Laufbahn – und blickt zugleich voller Neugier nach vorn.
«Eines ist klar: Ich schöpfe Kraft aus meinem Schaffen. Mein Engagement hält mich vital und dynamisch. Kreativität ist für mich kein Beruf, sondern eine Haltung – und sie kennt kein Alter.»
September 2025