Raue Zeiten der 80er: Schwarz-Weiss-Aufnahmen einer fast vergessenen Zeit.
Das Seefeld in den 80ern – Leben mit Drogen und Prostitution
Die 1980er-Jahre waren in Zürich eine unruhige Zeit. Demons, Hausbesetzungen und das autonome Jugendzentrum AJZ prägten das Stadtbild und hinterliessen Spuren in vielen Quartieren. Zwischen diesen gesellschaftlichen Spannungen entstand ein raues Klima, das auch im Seefeld spürbar war. Die Strassen des Quartiers waren geprägt von Prostitution und Drogenkonsum. Frauen warteten auf Kundschaft, Junkies suchten nach ihrer nächsten Spritze, und die Schattenseiten des urbanen Lebens waren allgegenwärtig.
Text: Zoran Bozanic
Der berühmte ‹Lila Bus› – Schutz und Hilfe am Strassenrand
Inmitten dieser Realität bot der berühmte «Lila Bus» an der Dufourstrasse eine kleine Rettung: Prostituierte konnten hier saubere Spritzen und Verhütungsmittel beziehen – ein Hilfsangebot, das Leben schützte, wo sonst wenig Schutz war.

Geschichten vom Rande der Gesellschaft – und der Weg ins Heute
Die schwarz-weissen Fotos dokumentieren diese Zeit nüchtern und eindringlich: ein junges Mädchen, das auf Kundschaft wartet, eine Frau, die sich ins Auto eines Freiers lehnt, der «Lila Bus» als Ort der Prävention. Grau und düster vermitteln sie den Charakter eines Seefelds, das damals am Rande der Gesellschaft existierte – eine Realität, die auch in anderen Teilen der Stadt spürbar war und heute kaum jemand noch kennt. Für all jene, die sich heute über Veränderungen im Quartier aufregen oder jede Neuerung gleich reklamieren, bieten diese Bilder eine andere Perspektive: Das Seefeld hat sich über Jahrzehnte hinweg gewandelt, ist von einem rauen, unsicheren Viertel zu einem der exklusivsten Wohnquartiere Zürichs geworden. Wer das versteht, sieht die aktuelle Entwicklung nicht als Bruch, sondern als weiteren Schritt in einer langen, bewegten Geschichte.
Bildergalerie - Das Quartier anno dazumal

