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Begegnet im Monocle, Dufourstrasse 90

Chris Corbett: «Als ich Mitte der 80er-Jahre wegen der Liebe von Kalifornien ins Seefeld zog, war es ein vergessener Teil von Zürich.»

Er ist ein Autor und Yogi, der von Los Angeles, wo er für den «Playboy» und Walt Disney arbeitete, aus im Seefeld landete. Chris Corbett nennt es liebevoll «Heimat», und obwohl das Quartier in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Reinkarnationen durchlebt hat, passt dessen originelle Persönlichkeit weiterhin vortrefflich zu ihm.

Text: Sherin Kneifl

«Am Seefeld gefiel mir neben der Nähe zum See und der kreativen Energie sofort der offene Charakter. Als ich Mitte der 80er-Jahre wegen der Liebe von Kalifornien ins Seefeld zog, war es ein vergessener Teil von Zürich. Das «Totò» war eine rauchgefüllte Beiz, in der man billig Bratwurst essen konnte. Und die schöne Dufourstrasse hatte tagsüber Barrieren, um die Autos am Durchfahren zu hindern, da es sich um ein Rotlichtviertel handelte. Wenn ich nach Einbruch der Dunkelheit von der Stadt nach Hause ging, hielten mich die jungen Frauen an der Ecke Höschgasse auf und fragten, ob ich «company» wolle. Zu dieser Zeit wohnte ich über einer bekannten Kneipe. Heute ist in den Räumlichkeiten eine Kinderspielgruppe zu Hause.

Ich erinnere mich, im «Razzia» klassische Filme gesehen zu haben. Viele Jahre später, als man den Umbau des Kinos zum schicken Restaurant plante, wurde es einige Monate lang zum Pop-up-Wochenendklub mit einer Bar und Live-Auftritten – ein gutes Beispiel für das Gleichgewicht zwischen lokaler Kultur und der unvermeidlichen «Seefeldisierung», die sich allerorts breit macht. Trotz aller Veränderungen zu einem respektableren Viertel hat sich der Kreis 8 eine authentische Atmosphäre bewahrt, wie man sie auch in Camden Town in London, SoHo in New York oder in mancher Berliner Gegend findet. Mir gibt es noch immer das Gefühl, Teil einer grossen Familie zu sein. Wie schön, dass mein Sohn ebenfalls hier lebt.

Derzeit schreibe ich an einem Thriller, in dem auch das Seefeld Kulisse sein wird.

An einem Tisch vor einem der zahlreichen kleinen Lokale im Quartier kann man gut Leute beobachten. Ich nenne die Ecke Höschgasse/Seefeldstrasse die «Kreuzung des Universums»: Wer dort im Sommer vor einem der Restaurants sitzt, wird mit Sicherheit jemanden treffen, den er kennt. Ein kurzer, netter Plausch ist genau die richtige Belohnung nach einem Tag allein vor dem Computer. Die Szenerie erinnert mich an Ernest Hemingways Buch «A Moveable Feast» mit seiner Beschreibung der Cafés in Paris und der Freunde, denen er dort begegnete. Als Autor («Nirvana Blues») bin ich fasziniert von den verschiedenen, spannenden Menschen, die ich im Quartier sehe. Als junger Mann im Silicon Valley lebte ich in der Nachbarschaft zu Apple-Legende Steve Jobs. Er ging in den 70er-Jahren nach Indien und fand Inspiration für seinen Lebensweg. Diese Themen sind in meinen letzten Roman eingeflossen. Derzeit schreibe ich an einem Thriller, in dem auch das Seefeld Kulisse sein wird. Als Schriftsteller habe ich mir eine schöne Routine zurechtgelegt: Nach meiner morgendlichen Meditation und dem ersten Kaffee studiere ich die sozialen Medien und die Nachrichten aus aller Welt – ich bin ein echter News-Junkie. Ich schreibe den ganzen Tag, mache einen Spaziergang am See oder hoch in den Wald und fünf- bis sechsmal pro Woche Yoga.

Wenn Sie bemerken, dass ich mir Notizen mache, seien Sie vorsichtig, vielleicht landen Sie in meinem nächsten Buch!»

Mehr Infos: unter Chris Corbett


März 2021


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