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Mach mal langsam!

An den Finder dieses Briefes

Mein Name ist Andreas. Ich sitze gerade mit Vasco, meinem dreijährigen Berner Sennenhund am Steg beim Zürichhorn. Hier sieht man uns im Sommer fast jeden Abend. Der gemeinsame Abendspaziergang am Horn ist ein fester Bestandteil unseres Alltags. Doch irgendwie war ich bis vor zwei Wochen bei diesen Spaziergängen gar nie wirklich präsent.
 
Es war Routine. Jeden Abend um dieselbe Uhrzeit.  Derselbe Weg. Oftmals begegnete ich denselben Menschen und meistens erledigte Vasco auch sein Geschäft an derselben Stelle.

Ein weiterer fester Bestandteil von diesem Spaziergang war mein Iphone. Es war während jedem Spaziergang in meiner Hand. Oft habe ich nebenbei damit noch Arbeit erledigt, getextet oder telefoniert. Als ich vor zwei Wochen mit Vasco am Steg sass und in mein Handybildschirm starrte, erblickte mein lieber Hund einen Taucher im Wasser und zog dabei so ruckartig an der Leine, dass mein mobiles Gerät ins Wasser plumpste. Mmmmm. Vasco! Der nette Taucher konnte mir mein Handy zurückgeben, aber es war kaputt und auch die Reiskörner konnten es nicht wiederbeleben.

Ich musste also vorübergehend zurück zu meinem alten Klapptelefon, und ja, mit dem lässt sich nicht viel machen. Beim darauffolgenden Abendspaziergang konnte ich nicht anders als mit aufgerichtetem Kopf und in die Ferne blickend durch den Park gehen. Ich fühlte mich zu Beginn tatsächlich ein bisschen nackt und irgendwie so unbeholfen. Aber mit jedem Schritt entlang des Ufers vom Zürichsee, nahmen diese Gedanken ab. Ich nahm auf einmal Dinge wahr, welche mir zuvor noch nie hier im Park aufgefallen waren.

Dieser Spaziergang brachte auf einmal eine so tiefe und befreiende Wirkung mit sich. Und obwohl ich mein Iphone mittlerweile wiederhabe, lasse ich es nun für meinen Abendspaziergang mit Vasco bewusst Zuhause. Das Zürihorn ist für mich zur handyfreien Zone geworden und die Auszeit mit Vasco am See zur wertvollsten Zeit des Tages.

Als mein vierbeiniger Freund vor kurzem eine Flasche aus dem Sand buddelte, erinnerte mich das an eine Flaschenpost, welche ich als 8 jähriger Bub im Strandurlaub in Italien fand. Daraus entstand eine zweijährige Brieffreundschaft mit Sebastian aus Deutschland. Er und seine Familie wohnten auf demselben Campingplatz. Seine Flaschenpost schaffte es offensichtlich nicht weit aber dafür brachte sie uns eine zauberhafte Freundschaft.

Diese Erinnerung machte mich nachdenklich. Wer schreibt heute eigentlich noch Briefe?

Ich habe mich heute entschieden diese Gedanken auf Papier zu schreiben und als Flaschenpost in den Zürichsee zu werfen. Wenn du diese Zeilen liest, bist du also offenbar der Finder. Ich hoffe mein Schreiben inspiriert dich auf irgendeine Weise. Falls du Lust hast, kannst du ja diese Flaschenpost mit einem eigenen Brief ergänzen und dann zurück in ein Gewässer werfen.

Liebe Grüsse und alles Gute,

Andreas Hopart

Juli 2018


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